Alles läuft auf Ostern zu

Gedanken zum Wert guter Nachrichten vom 24. März 2020 von Michael Ebener

Vielleicht mussten die Nachrichten erst so richtig schlecht werden, damit wir spüren, was wir an den guten haben! Obwohl ich mir vorgenommen habe, diesem ganzen Elend niemals auch nur ein Fitzelchen Positives abzugewinnen, ist deutlich: wir lechzen geradezu nach guten Nachrichten! Die voyeuristische Sensationsgier, die sonst ein Großteil der alltäglichen Nachrichtenflut ausmacht, ist fast komplett erloschen. Von wegen: nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht. Jetzt braucht es dringend gute, positive Nachrichten!
Wir wollen hören, dass die eingeleiteten Maßnahmen Wirkung zeigen. Und am besten wäre es, wenn Professor Wieler vom RKI dann dazu noch ein ganz klein wenig, wirklich nur ein ganz klein wenig, lächeln würde. Wir wollen glauben, dass die Wissenschaftler*innen schon an wirkungsvollen Medikamenten arbeiten. Wer hätte das gedacht: abgelegte Ebola- und Malariamedikamente scheinen den Verlauf zu mildern … Wir sind begierig nach den vielen Taten und Gesten guten Willens, die einen Funken Hoffnung in unser gekapptes Sozialleben bringen. Da kann doch mittlerweile jede und jeder was erzählen, oder? Von Apotheken und dem Lebensmittelhandel brauchen wir das glaubhafte Signal: „Es reicht, kein Grund zum Hamstern – es gibt vielleicht nicht mehr immer alles, aber immer noch von allem genug.“ Und Krankenhäuser und Politik sollen uns versichern: „Wir sind vorbereitet und haben Reserven – es wird hart, aber wir schaffen das!“ Und wenn die Kanzlerin es im Moment nun nicht auch noch hätte, wäre das eine sehr gute Nachricht.
Gute Nachrichten, mutmachende Signale und nachvollziehbare, auf Konsens angelegte Entscheidungen helfen uns, diese belasteten Tage und Wochen zu überstehen. Dass wir nicht im Strudel schlechter Nachrichten untergehen, hat jede und jeder dabei auch selbst in der Hand: ein, zwei glaubwürdige tägliche Updates zum Stand der Lage reichen völlig, man muss nicht auf allen Kanälen dieselben bedrückenden Bilder und Fakten dutzendmal empfangen!
Jede gute Nachricht tut uns jetzt doppelt und dreifach gut. Und wissen Sie, wisst Ihr eigentlich, was das schöne Wort „Evangelium“ bedeutet? Es kommt aus dem Griechischen und heißt genau das: „Gute Nachricht“. Und was ist die eine gute Nachricht, die man in jedem der vier Evangelien nachlesen kann? --- Alles läuft auf Ostern zu! Die Passionszeiten voller Leid und Schmerzen werden an ein Ende kommen – Gott lässt nicht zu, dass der Tod das letzte Wort behält. Diese eine gute Nachricht wirkt schon jetzt so viele andere gute Nachrichten. Tun wir also in unserem kleinen oder größeren Kreis weiterhin alles, was wir eben hinbekommen, damit wir uns hinterher an all die guten Nachrichten erinnern können, die über diese schwere Zeit auch zu erzählen sein werden!

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