Gott macht's möglich!

Vikarin Dr. Sabine Ihben-Bahl zum Gottes-Dienst in diesen Zeiten

„Was sagt denn die biblische Tageslosung heute, in Zeiten von Corona?“ Mit der Frage, bei der der ironische Unterton nicht zu überhören ist, warten wir auf das, was in den Losungen der Herrnhuter für den 17.03.2020 steht.

Jeden Dienstag treffen wir uns, Pastor, Küster, Gemeindesekretärin, Diakoniebeauftragte, Kitaleiterin und Vikarin, Punkt 8, um Gemeindetermine abzustimmen: Was muss abgekündigt werden? Welche Kreise und Veranstaltungen finden statt? Was steht an in der Refo? – Die erschreckende Einsicht dieser Woche: Nichts! Das Gemeindeleben? – Lahm gelegt. Gottesdienste fallen aus – Corona machts möglich. Alles Alltägliche fällt weg, aber auch das Besondere: Die Taufe wird abgesagt und die Trauung auch. Corona machts nötig.

„Was steht denn nun in den Losungen?“, fragen wir und der Pastor liest: „Dein Knecht lässt sich durch deine Gebote warnen.“ (Psalm 19,12) und „Übe dich darin, den Willen Gottes zu tun!“ (1. Tim 4,7)

Doch, das passt. Ziemlich gut sogar! „Dein Knecht lässt sich durch deine Gebote warnen.“ Gebote sind es gerade viele. Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme, aber auch „Ruhe zu bewahren“ sind Gebote der Stunde. Es sind zwar nicht Gottes Gebote, sondern die von Bund und Ländern, doch fällt es nicht schwer, den Vers so zu hören. Es scheint vernünftig, sich von ihnen „warnen“ zu lassen, als ob es Gottes Gebote wären. Der Vers passt. Oder wird er „passend gemacht“? Versuchen wir in die Worte etwas reinzulesen, das bei Corona hilft? Nein, wir versuchen zu bedenken, wie wir diese Worte fruchtbar in unser Leben integrieren. Wir tun das nicht, weil wir denken, dass sie hellsichtig virale Katastrophen vorhergesehen haben, sondern, weil wir diese Worte, die schon für viele Andere richtungsweisend waren, heute gemeinsam neu bedenken. Was bedeuten sie für uns, die wir an einen Gott glauben, der da ist – trotz Corona?

Übe dich darin, den Willen Gottes zu tun!“ – Was aber ist „Gottes Willen“? Der Schwierigkeitsgrad ist gestiegen, unsere Interpretationsleistung noch mehr gefordert. „Gottes Willen“ tun – das scheint eine noch größere Aufgabe als Versammlungsverbot und Quarantäne! Das es gar nicht so schwierig ist, meint aber Jesus: „Du sollst deinen Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Gottesliebe und Nächstenliebe – sind unsere Möglichkeiten nicht eingeschränkt durch die vielen Gebote? In unserer Besprechung lassen wir uns inspirieren von den viele Formen der Nächstenliebe, die sich in den letzten Tagen bereits Bahn gebrochen hat: Konkrete Hilfsangebote, Gebote werden nun geplant, auch Gesprächsformen ohne physischen Kontakt – Telefon und Internet funktionieren doch! „Gottes-Dienst“ kann vieles sein, nicht nur der sonntägliche Gottesdienst.

Sie haben auch Ideen? Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, wie uns diese beide Losungen helfen können, wie sie trösten und Kraft spenden können, indem sie uns dazu bringen, zu helfen, zu trösten, Kraft zu spenden, da wir wissen, dass es jemanden gibt, der uns hilft, tröstet, uns Kraft spendet. Ja, die Losungen passen wirklich gut. Gott machts möglich. Amen.        

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