Komm auch zu mir ... - Gebet aus einer leeren Kirche

Gebet mit dem 84. Psalm vom 23. März 2020 von Sabine Ihben-Bahl

Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln! Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion. HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! Gott, unser Schild, schaue doch; sieh an das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in den Zelten der Frevler. Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!

Guter Gott,
ich möchte diesen Psalm, der diese Woche begleiten soll, laut sprechen – doch ich muss stocken, meine Stimme versagt. Denn der Beter spricht von „Wohnungen“, von „Häusern“ und von „Zelten“ und ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Ich soll an „Deine lieblichen Wohnungen“ denken, doch denke ich nur an die Wohnungen, die wir nun kaum mehr verlassen können. Und Du weißt, Gott, dass ich nicht an die „Zelte der Frevler“ denke, sondern mich fürchte vor den Zelten, die gebaut werden müssten, wenn die Krankenhäuser nicht ausreichen. Ich will nicht an enge Häuser und Zelte denken, sondern an Deinen weiten Horizont!
Doch, mich lassen die Worte des Psalms nicht so schnell los und auch nicht der Gedanke an ein Haus, das nicht Gefängnis ist, sondern mein kleines Nest, in dem ich Schutz finde. Ich bin dankbar für meinen kleinen Schutzraum. Ich kann Hoffnung schöpfen, da ich weiß, dass Du dort Raum nimmst. Ich will in Deinem Haus, in Deiner lieblichen Wohnung wohnen, wunderbarer Gott! So komme doch nun auch zu mir, in mein kleines Zimmer! Egal wie eng es wird, Du nimmst hier Platz. Deinen weiten Horizont kann ich aus meinem Fenster sehen. Er ist auch noch da, wenn ich wieder vor die Tür gehe.
Amen.  

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